Trump tritt nicht an?

 
Foto von Gage Skidmore flickr.com (CC BY-SA 2.0) // President of the United States Donald Trump speaking at the 2018 Conservative Political Action Conference (CPAC) in National Harbor, Maryland.

Foto von Gage Skidmore flickr.com (CC BY-SA 2.0) // President of the United States Donald Trump speaking at the 2018 Conservative Political Action Conference (CPAC) in National Harbor, Maryland.

Vor einigen Monaten, bevor das Kandidatenkarussel der Demokraten in den USA anlief, hatte ich eine phantastische Idee: wenn bei den Vorwahlen ein Kandidat entdeckt und von den Parteimitgliedern an die Spitze gebracht würde, der so im wahrsten Sinn des Wortes unschlagbar wäre, dann könnte es neben den beiden Alternativen für die Präsidentschaftswahl im November: Trump wird wiedergewählt oder der demokratische Kandidat macht das Rennen, noch ein drittes Szenario geben: Donald Trump tritt erst gar nicht an. Trump kann nicht verlieren. Wenn sich im Vorfeld der Wahl unabweisbar klar herausstellte, dass er abgewählt würde, könnte seine schon manische Eitelkeit das nicht ertragen. Er würde – natürlich in seiner großsprecherischen Manier - den Verzicht auf eine zweite Amtszeit als heroische Leistung erklären.

Als sich dann im Laufe der Vorwahlen herausstellte, dass es keinen derartigen Gegenkandidaten für Trump geben würde, geriet dieser Gedanke bei mir schnell wieder in Vergessenheit. Jetzt, angesichts der Coronakrise, die sich in den USA zu einer schweren Wirtschaftskrise entwickelt, halte ich es wieder für denkbar, dass Trump eventuell vorzeitig aus dem Rennen aussteigt. Es ist zwar im Moment nicht sehr wahrscheinlich, weil er trotz katastrophalen Versagens als Krisenmanager es bisher immer noch fertigbringt, seine Basis zusammenzuhalten. Er ist ein geborener Manipulator und versteht es meisterhaft, immer neue Sündenböcke für die eigenen Fehler zu erfinden, aber wenn die wirtschaftlichen Auswirkungen der Rezession erst einmal mit voller Wucht gerade bei seinen Gefolgsleuten spürbar werden, könnte die Stimmung auch umkippen. Aus dem „Hosianna“ wird schnell ein „Kreuzige ihn“.

Wenn Trump mit der Tatsache konfrontiert würde, dass er nicht nur die Wahl verliert, sondern dass er einer vernichtenden Niederlage entgegensieht, könnte sein übersteigertes Ego und der krankhafte und im Verlauf der Präsidentschaft noch gewachsene Narzissmus eine solche Kränkung nicht ertragen. Wie wichtig es ihm ist, immer und überall als Sieger und Gewinner dazustehen, mag man schon daran ersehen, dass er noch jahrelang nach der Wahl immer wieder darauf hinwies, dass nicht Hillary Clinton sondern er die meisten Stimmen bekommen hätte (die ihm durch Betrug entgangen seien) und dass bei seiner Amtseinführung mehr Menschen vor dem Kapitol versammelt waren als bei der von Obama (oder wahlweise irgendeines anderen Präsidenten vor ihm).

Wie gesagt, es ist ein eher unwahrscheinliches Szenario, und es hängt vollkommen davon ab, wie die sich abzeichnende Rezession bei der Bevölkerung und speziell bei seinen Wählern, die sich vornehmlich aus der unteren Mittelschicht rekrutieren, einschlägt. Aber undenkbar ist es nicht angesichts der – um es neutral auszudrücken – seltsamen Persönlichkeitsstruktur Donald Trumps.

Ich finde mich im Übrigen nicht ganz allein mit solchen Überlegungen zu den anstehenden Präsidentschaftswahlen. Es gibt, wie ich gehört habe, Bestrebungen, Jeff Bezos und Bill Gates dazu zu bewegen, Donald Trump 10 Milliarden Dollar, die sie locker aus der Portokasse nehmen könnten, anzubieten, wenn er im November nicht antritt. Ich weiß nicht, ob man schon an die beiden herangetreten ist, geschweige denn ob sie sich dazu bereit erklärt haben, aber ich hielte es durchaus für denkbar, dass Donald Trump ein solches Angebot annehmen würde. Zu seinen vielen schlechten Charaktereigenschaften gehört, dass er absolut schamlos ist. Ob er ein solches Angebot, wenn es denn käme, aus anderen Gründen nicht annehmen würde, muss offen bleiben. Aber aus Scham würde der geniale „dealmaker“ einen solchen Tausch von Macht gegen Geld nicht ablehnen.