Philosophie im Central
Mehr als zwanzig Jahre (1987 - 2014) lud Werner Peters in unregelmäßigen Abständen zur Veranstaltungsreihe „Philosophie im Central“ im Café Central in Köln ein.


DAS KONZEPT “Kaffeehaus und Philosophie sind sich nicht fremd, man muß nicht angestrengt nach Verbindendem suchen. Das Kaffeehaus ist seit alters ein Ort geistiger Aktivitäten, die sich vom intensiven Studium der Zeitungen und Zeitschriften bis hin zum Verfassen ganzer Werke erstrecken. In der Atmosphäre eines guten Kaffehauses gelingt das anregende Gespräch, die scharfe Diskussion, der geistige Austausch. Diese geistige Tradition des Kaffeehauses zu beleben, die ihre Blüte im Wien des ersten Jahrhundertdrittels und im Paris der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg hatte, ist ein Ziel dieser Veranstaltungsreihe. Die Philosophie als Philosophische Praxis findet auch im Kaffeehaus eine Basis, weil diese aus dem Elfenbeinturm der Akademie herausgeht und die Öffentlichkeit anspricht, weil sie wie Sokrates das Gespräch mit sogenannten „Nicht-Philosophen" sucht, weil sie Themen philosophisch interessant findet, über die auch am Kaffeehaustisch, an der Bar geredet wird: die Mode, die Gesellschaft, die Liebe, die Sucht, das Geld, die Gesundheit.”
DAS ZIEL “Die Veranstaltungsreihe „Philosophie im Central" will nicht die Menschen zur Philosophie bringen, sondern - ohne jeden missionarischen Eifer - die Philosophie zu den Menschen. Sie will darauf aufmerksam machen, daß Philosophie nicht nur Sache der Berufsphilosophen und schon gar nicht nur der Universität ist, sondern daß - um ein Wort von Beuys abzuwandeln - jeder Mensch auch Philosoph ist, in dem er sich über sich und die Welt Gedanken macht. Sie will - begünstigt durch den unkonventionellen, weil alltäglichen Rahmen - alltägliche, philosophisch unkonventionelle Themen erörtern, die nichtsdestoweniger philosophisch hochbedeutend sind, weil sie aus der konkreten Lebenssituation der Menschen erwachsen. Diese Vortragsreihe ist keine Bildungsveranstaltung. Sie will auch nicht belehren oder bekehren. Sie will ganz im Sinne eines echten Kaffeehausgeistes und nach dem Selbstverständnis der praktischen Philosophie Fragen aufwerfen, Einsichten eröffnen, zum Nachdenken anregen, den Gedankenaustausch fördern, letztendlich die Teilnehmer stimulieren, selber weiterzudenken.”
KUNSTFORUM International 266, 2020
Kölner Stadtanzeiger, 1988
→ Sloterdijk im Central (Ksta 1988) - „Philosophie im Central": Der dritte Termin dieser neuen Veranstaltungsreihe im Café Central zeigte, daß sich das Projekt auch für den Gastgeber zu lohnen scheint. Bei der Lesung (Eintritt 8 DM) von Peter Sloterdijk (,,Kritik der zynischen Vernunft") herrschte solche Enge (und dicke Luft), daß die Getränke-Theke in der Pause fast gestürmt wurde. Da war Sloterdijks ketzerische Bemerkung leicht weggesteckt: „Literarisches Café", das sei als Ideal natürlich nie so zu verstehen gewesen, da Philosophen oder Dichter dort ihre Reden gehalten hätten.
Sloterdijk tat es dann doch gerne, spielte mit Worten - und Erwartungen. Angekündigt war eine Lesung aus seinem neuen Buch „Euro-Taoismus". Doch: „Ich habe den Titel nur genommen, weil ich keine Lust hatte, darüber zu schreiben". Also Fehlanzeige. Geschrieben hat er Ausschweifendes und Verschlungenes über Bewegung"/ ..Kinetik" als Prinzip der Moderne und „Demobilisierung" als einzig zukunftsweisender (Überlebens-)Strategie. Wer zum Beispiel das Werk Hannah Arendts kennt, weiß, daß nicht jede seiner Thesen so neu ist, wie er selbstbewußt sagt. Aber die Zuhörer hatten Spaß an Formulierungen, die - so Sloterdijk - richtig sind und komisch zugleich", unterhielten sich bis in den späten Abend hinein. Man erinnerte sich wehmütig der legendären Nacht im ,,Broadway", in der um Sloterdijks Anti-Philosophie noch mit allen Mitteln gerungen wurde. I.M
“Philosophie im Café Central - Der 25. Geburtstag der Institution wird mit einer Gala gefeiert” (Artikel als PDF)
Beitrag im Kölner Stadt-Anzeiger am Mittwoch, 13. Mai 2009
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